Berichte von 07/2019

30Juli
2019

Heimreise Tag 2

Die Fahrt geht weiter über Umea und Sundsvall. Für 3 Stunden habe ich nach lange Zeit mal wieder Dunkelheit, was ich als durchaus angenehm empfinde.

Die Fahrten durch Schweden sind für mich generell nicht sonderlich spannend, da landschaftlich zwar schön, aber nicht so fesselnd sind wie in Norwegen. Dafür kommt man wesentlich schneller voran als wenn man an der norwegischen Küste mit 60 - 80 km/h entlang eiert.

So gegen 4 Uhr in der früh werde ich müde und nehme zwei Stunden Auszeit. Über den Komfort habe ich mich ja bereits ausgelassen, trotzdem sehne ich mich jetzt nach meinem Büssle den ich vor einigen Jahre verkauft habe.

Ich setze die Fahrt via Uppsala und Stockholm fort. Hier trifft mich mit Wucht der Berufsverkehr einer Großstadt Dieser Abschnitt war doch anstrengend zu fahren und ich brauche nochmal eine Mütze Schlaf. Nach den ersten 24 h  seit der Abfahrt habe ich 1.850 km zurückgelegt, Rest "nur" noch 1.250 km. Für diese Etappe ist nicht der Weg das Ziel, sondern Ankommen. 

Ab Jönköping steigt die Aussentemperatur kontinuierlich und ich bin mit meiner Jeans und dem langärmligen Hemd völlig falsch angezogen. 90 km weiter in Ljungby das ich sehr gut von meinen Angelurlauben mit Wolfgang kenne, fahre ich zum ICA Supermarkt um die letzten Kronen in Skinkost (Streichkäse mit Schinkengeschmack aus der Tube), eine Banane, Getränke und in eine selbst zusammengestellt Süßigkeitentüte mit Winegum umzusetzen. Umziehen ist hier aufgrund des Trubels nicht möglich - auch egal, spart Zeit und ich fahre mit offenem Fenster sofort weiter. 25 Grad ist für mich absolute Hitze da ich mich an die kühleren Temperaturen schon gewöhnt habe.

Ich schraube mich kontinulierlich Richtung Süden und fahre über die Öresundbrücke nach Dänemark. Ca. 45 km vor Roedby, also dem Fährhafen schaue ich auf die Uhr und fange an zu rechnen ob ich die 15:45 Fähre noch erwischen kann. Der Motor ist mir jetzt zwischenzeitlich egal und ich rase geradezu mit 130 km/h in Richtung Fähre. Durch meinen Transponder den ich mir von BROBIZZ geholt habe muss ich am Fährterminal nur die Anzahl Passagiere und den gewünschten Tarif eingeben, dann geht die Schranke schon auf - Abrechnung erfolgt automatisch. Ich fahre zügig auf Spur 5 und sehe im Hintergrund auch noch grüne Ampeln. Ein Hafenmitarbeiter signalisiert mir, dass ich Gas geben soll. Kurz nachdem ich auf der Fähre bin schließt sich die Ladeluke und die Fähre legt ab. Ich freue mich über den Zeitgewinn und gehe aufs Oberdeck um mich in den extrem warmen und feuchten Ostseewind zu stellen.  

 

Es erfolgt ein Ritual das ich bei jeder Fährfahrt Richtung Süden vollziehe. Das besteht aus einem langen Blick Richtung Norden und beinhaltet zusätzlich einige persönliche Gedanken. Naja - jeder hat halt irgendwie seinen Vogel...

In Puttgarden habe ich wieder deutschen Boden unter den Rädern. Die Weiterfahrt ist bis auf eine Autobahnsperre wegen Nachtbauarbeiten im Harz und 30 km Umweg entspannt. Und ich freue mich diesen Ritt bald abzuschließen, da ich meinen Hintern schon spüre und eigentlich Trombosestrümpfe bräuchte.

100 km vor Würzburg greife ich zu meiner Süßigkeitentüte aus Schweden und schieben mir einen Winegum nach dem anderen rein und denke mir noch, dass es ganz schöne Plombenzieher sind, ich aber keine mehr habe. Kurz darauf ziehe ich mir keine Plombe sondern eine Krone. Das hat jetzt auch nicht mehr sein müssen.

Um 3 Uhr komme ich nach 39 Stunden Fahrt und 3.100 km in Würzburg an. Ich rufe kurz die Eltern an, da ich keinen Wohnungsschlüssel habe. Nach einer kurzen Dusche und einem Weißbier falle ich ins Bett und penne bis 12:30 Uhr.

29Juli
2019

Abreise aus dem Dafjord

Um 8 Uhr höre ich schon die ersten Stimmen aus unserer Küche. Also quäle ich mich aus dem Bett - es wurde doch wieder 3 Uhr als wir schlafen gegangen sind.  

Wir müssen bis 12 Uhr mit den Pack-, Aufräum- und Reinigungsarbeiten fertig sein, denn die Jungs müssen zum Flughafen. Ich habe meine Sachen schnell zusammen, da ich mich während der Zeit hier nicht sonderlich ausgebreitet habe und immer vesucht habe eine gewisse Ordnung zu halten - erstaunlich wie nachhaltig Erziehung doch sein kann.

In den übrigen Räumen sind viele Sachen versteut und ich höre immer wieder Sätze wie: "Wem gehört das Ladekabel?" oder "hast Du meine Mütze gesehen?". Zwischendurch wird geratscht, Reste gegessen und geputzt. Kurz bevor wir fertig sind positionieren wir uns zu einem abgeschließenden Gruppenfoto. 

 

Bei strahlender Sonne und eisigem Wind verabschieden wir uns und jeder bedauert dass diese wunderbare Zeit auch schon wieder vorüber ist. Der Begriff "Creating memories" wurde früher gerne von Martin verwendet - hier haben wir es wieder geschafft und wir werden herrliche gemeinsame Erinnerungen an diese Zeit behalten.     

Punkt 12 sitze ich im Auto und fahre Richtung Tromsö und von dort die E8 weiter Richtung finnischer Grenze. Unterwegs muss ich immer wieder anhalten, die Landschaften sind einfach sagenhaft.

  

150 km nach Tromsö werfe ich den letzten Blick auf einen Fjord und wie bei jeder Abreise aus Norwegen stelle ich mir die Frage ob und wann ich wohl wieder da sein werde!? 

Kurze Zeit später befinde ich mich schon in Finnland. Die Landschaft verändert sich schnell und ist ebenfalls sehr reizvoll. Scheinbar empfinden das viele Einheimische auch so, denn die existierenden Parkplätze sind mit Sonntagsausflüglern gut belegt.

 

Nach einem kurzen Stück in Finnland bin ich bereits in Schweden und die Landschaft verändert sich nach einiger Zeit wieder. Es wird wieder wäldiger und wieder einsamer.

Es ist absolut nichts los und alle 20 min kommt mal ein Auto entgegen. Da die Hydrostössel am Motor während des Urlaubs immer lauter geworden sind, ist ein Motorschaden - besonders hier - kein guter Gedanke. Der Zustand des Benziners der schon fast 200.000 km geleistet hat, hat meine Entscheidungen über die Wahl der Routen in den letzten Wochen desöfteren beeinflusst. Ich hoffe sehr, dass er den Rückweg durchhält.

Um etwa 20 Uhr überschreite ich den Polarkreis und verlasse somit per Definition die Arktis. Schade denke ich mir, aber irgendwie wittere ich auch Stallluft. Also fahre ich weiter und weiter. Wenn ich Auto fahre (besonders Richtung Heimat) ist es wie früher in der Kneipe, wenn ich mal sitze, dann sitze ich. 

 

Um 23:30 fängt es tätsachlich an dunkler zu werden und ich kann sogar die Cockpit-Beleuchtung erkennen. Um Mitternacht habe ich die ersten 850 Km hinter mir, was bei einer Fahrzeit von über 11,5 h nicht viel ist. Ich befinde mich jetzt südlich von Lulea.

28Juli
2019

Unter fremden Sternen...

Beim Frühstück beschließen wir nochmal zum Angeln zu fahren. Entweder liegt es am fortgeschrittenen Alter der Anwesenden, der Entspanntheit oder der trägen Masse die eine kleine Gruppe aufweisen kann, aber es dauert wieder einige Zeit bis wir das Haus verlassen. Maggi rudert zur Boje um das Motorboot zu holen. Wir können aber schon an seiner körpersprache und der Fahrgbeschwindigkeit ablesen, dass irgendwas nicht stimmt.

Am Steg angbekommen sehen wir, dass immer noch viel zu viel Wasser im Boot ist. Wir arbeiten jetzt parallel und erstaunlicherweise ist die Trägheit wie weggeblasen. Hemsi schöpft soweit mit einem Eimer möglich ist weiter aus, ich baue aus meinem Anhänger die Pumpe mit den Schläuchen und Anschlusskabeln aus die ich für meine Wasserversogung installiert hatte,  Maggi sucht in der Werkstatt des Kellers einen Torxschlüssel und Martin dokumentiert und kommentiert. Wir sind uns einig, dass die Lenzpumpe längst hätte anspringen müssen. Um den Fehler zu finden schrauben wir die Bodenplatte im Heck aus und kontrollieren ob die Ansaugung verstopft ist. Hier scheint alles in Ordnung zu sein. Dann kontrollieren wir die Verkabelung und entdecken eine Stelle die mit Isolierband verklebt ist. Diese Stelle legt Maggi mit der Schere eines Schweizer Taschenmessers frei und wir sind uns sicher den Fehler gefunden zu haben: Eine verrostete Lüsternklemme und ein abstehendes Kabel.. Zum Glück bin ich gut ausgestattet und hole eine neue Klemme, einen kleinen Schraubenzieher und Panzerband aus meinem Auto. Wir verkabeln neu und pumpen mit meiner kleinen Pumpe den Batteriekasten und den Kabelkanal leer und leiten das Wasser ins Heck.  Hier steigt jetzt wieder der Pegel und nach kurzer Zeit springt die Lenzpumpe an und das Boot entleert sich selbst. Die Freude und der Stolz ist riesg das Problem gelöst zu haben.

Jetzt packen wir nach 1,5 h endlich unsere Angelsachen ins Boot und fahren trotz heftigem WInd und dichten Wolken in den Fjord. Der Wind und damit verbundene Drift ist so stark, dass die Paternoster Angel nicht senkrecht nach unten geht, sondern mit 45 Grad nach hinten zeigt. Nach mehr als 2 erfolglosen Stunden und vielen Positionskorrekturen geben wir auf und fahren zurück. Da der Speiseplan nun geändert werden muss einigen wir uns auf "Hämburcher" vom Grill. WIr besorgen diese in Hansnes das 20 min entfernt liegt.

Auf dem Weg dahin und auch die letzten Tage bin ich immer wieder am Grübeln wie ich nach der gemeinsamen Woche weitermachen soll. Ich bin hin und her gerissen, da es einerseits hier "oben" wahnsinnig schön ist, andererseite jetzt wieder in den Eigenbrödlermodus zu schalten fällt mir sehr schwer. Im Laufe des Abends spielt Maggi mit seiner Minianlage alte deutsche Schlager die wir während unserer gemeinsamen Zeit in Hamburg oft in der Haifischbar gehört haben. Das Lied "Unter fremden Sternen" von Freddi Quinn hat mir sehr geholfen eine Entscheidung zu treffen.

........

Fährt ein weisses Schiff nach Hongkong,
hab ich Sehnsucht nach der Ferne.
Aber dann in weiter Ferne,
hab ich Sehnsucht nach zu Haus.

.......

So werde ich morgen Mittag, wenn die Jungs nach Hause fliegen, mich ebenfalls Richtung Süden aufmachen. Wenn´s am Schönsten ist soll man ja auch aufhören...

27Juli
2019

Der Tag fängt ja gut an...

Um 6 Uhr kommt Maggi aufgeregt ins Haus, weckt uns und sagt, dass er Hilfe benötigt um unser Boot zu sichern. Nachts hat es angefangen zu stürmen und das Wasser im Fjord schlägt phasenweise größere Wellen. Bei so einem Seegang muss das Boot an die Boje und nicht an den Steg, da es mit der Bordwand immer wieder gegen die Fender und das Gestänge des Stegs schlägt. 

  

Maggi zieht das Boot Richtung Ufer was nicht so schlau war. Der Rumpf liegt bereits auf Grund und von hinten kommen die Wellen und das Wasser schwappt über das Heck ins Boot. Wir versuchen erst mit Gefäßen das Wasser aus dem Boot zu bekommen, doch wir sind chancenlos. Zu diesem Zeitpunkt stehen wir alle schon angezogen bis zu den Oberschenkeln im Wasser.

Wir ziehen das Boot mit viel Tiefgang wieder zurück an den Steg und schöpfen wie die Blöden. Zu diesem Zeitpunkt stellen wir uns noch nicht die Frage warum die automatische Lenzpumpe nicht angesprungen ist. Zum Glück springt der Motor an und wir können das Boot an der Boje fixieren und rudern mit dem Beiboot  zurück an Land. Um 7:30 ist unsere Aktion beendet und wir gehen ins Haus. Raus aus den nassen Klamotten und zurück ins Bett. Wir pennen bis 10 Uhr und stehen dann allmählich auf. Bis der Letzte sein Schlafhösle gegen eine normale Hose getauscht hat vergehen weitere 2 Stunden.  

Wir blödeln viel herum und jeder wird mal wegen irgendwelcher Eigenheiten oder Aktionen auch aus der Vergangenheit verscheißert. Das ist tägliche Routine und gehört schon immer dazu.

Am frühen Nachmittag reisst der Himmel auf und wir entschließen und zu einer Wanderung. Hemsi erkundet lieber per Auto die nähere Umgebung und begibt sich auf Fotosafari. Maggi, Martin und ich werden unterwegs abgesetzt und wir steigen ohne Beschilderung und Weg direkt ins Gelände. Zuerst folgen wir einem Bachbett bergauf, dann laufen wir  durch niedrig gewachsene Birkenwälder bis wir die Baumgrenze erreichen.

 

In der Ferne entdecken wir einen Wasserfall und wir sind uns einig, dass wir versuchen ihn zu erreichen. Wenn wir es bis 18 Uhr nicht schaffen brechen wir ab und laufen zur Straße zurück, da uns Hemsi um 20 Uhr wie vereinbart wieder einsammeln soll. Wir arbeiten uns immer höher und haben durch das z. T. sehr sumpfige Gelände Schwärme von Mücken und Fliegen um uns.

 

Trotz eines guten Tempos müssen wir leider irgendwann feststellen, dass wir unser Ziel nicht schaffen werden. Daher wenden wir dem Felsmassiv den Rücken zu und kehren um - schade schade...

Wir laufen insgesamt ca. 15 km durch unwegsames Gebiet und haben immer wieder sensationelle Aussichten. Im Nachhinein sind wir alle froh unsere Trägheit überwunden zu haben um diese Tour zu unternehmen.

Um 20 Uhr sammelt uns Hemsi irgendwo an der Straße auf. Da er vorher noch einkaufen war, freuen wir uns auf ein kühles "MACK Isbjörn" Bier was als Fahrbier getrunken wird. 

Nach dem Essen, insgesamt einem lustigen Abend und schweren Beinen fallen wir irgendwann ins Bett. 

26Juli
2019

Wieder erwachter Aktionismus

Nachdem wir am gestrigen Tag alle mehr mit Essen, Schlafen und Bewässern beschäftigt waren, gab es keine erwähnenswerte Vorkommnisse. Da das Wetter auch nicht so besonders war, hatten wir den Tag dafür gut gewählt. 

Heute allerdings sind wir wieder voller Tatendrang und wollen weiter aus dem Fjord heraus fahren um näher ans offene Meer zu kommen. Für Nachmittag ist Regen angesagt was uns aber nicht davon abhält raus zu fahren. Wir studieren vorher noch die Seekarte um dann festzulegen wohin wir genau fahren. Angeln steht nicht im Fokus, wir wollen eher versuchen irgendwo an Land zu gehen. Nach einiger Zeit Vollgas bei ca. 40 Knoten haben wir ein kleine Bucht gefunden.

Der erste Versuch an Land zu gehen wird abgebrochen, da es nicht möglich ist das Boot zu sichern. Zudem sind die Steine durch Algenbewuchs extrem schmierig. 

Eine kleine Einbuchtung im Felsen erfüllt unsere Anforderungen und wir legen an.

Kaum an Land wird der Küstenabschnitt erkundet. Mir ist klar was uns erwarten wird, doch die Anderen sind dann doch etwas schockiert ob des Mülls. Martin macht aus der Not eine Tugend und sammelt einige kugelförmige Schwimmkörper aus Metall ein (Durchmesser ca. 20 cm) um daraus irgendwann Lampenschirme zu bauen. Er fragt mich was für eine Kapazität ich noch im Auto habe und ich willige ein ihm einen Teil des Treibguts mit nach Deutschland zu nehmen.

Wir sehen aber auch die Schönheit und Details der Insel.

Der Ausblick ist athemberaubend und so streunt jeder in der Bucht umher und verkünstelt sich in irgendeiner Art und Weise. 

Wir haben die Idee Fisch zu fangen um ihn dann mit einem Feuer aus Treibholz zu grillen. Maggi und ich fahren etwas aus der Bucht und lassen die Angeln zu Wasser. Ich habe mit meiner Paternoster Angel relativ schnell Erfolg, doch der gefangene Dorsch und Seelachs sind leider noch zu klein und werden deshalb vorm Verzehr verschont. Zwischenzeitlich fängt es schon an zu regnen und wir bekommen Rufsignale von Land, dass wir doch endlich kommen sollen. Beim Angeln verliert man einfach das Zeitgefühl...

Nachdem wir wieder komplett an Bord sind fahren wir nur mit halben Schub, da der Treibstoff sonst evtl. nicht reichen könnte. Bei diesem Wetter und zunehmendem Regen wäre es sehr unangenehm sich mit zwei kleinen Stechpaddeln an Land zu retten. Wir sehen wieder etliche Papageitaucher und heute auch noch einen Seehund. 

Zum Abendessen gibt es Rindersteak mit Bratkartoffeln und wir stellen immer wieder fest wie gut es uns geht. Danach spielen wir noch ein paar Runden Karten und gehen dann ins Bett. Seeluft macht einfach sehr müde...

24Juli
2019

Fisch satt

Heute sind wir alle heiß darauf ein paar Fische zu fangen. Bevor wir ablegen macht Maggi vom Bootssteg den erst Fang in Form eines Dorsches. Er ist zwar nicht riesig, aber der Bann ist schonmal gebrochen.

Das Wasser ist heute sehr ruhig. Wir suchen uns eine Stelle mit einer Tiefe von ca. 20 m aus, was mit dem Echolot an Bord kein Problem ist. Hier bleiben erst mal einige Zeit und sind (bis auf Hemsi) alle am Angeln. Hemsi nutzt die Zeit für ein ausgiebiges Schläfchen. Wir fangen einige Dorsche, wobei die meisten noch zu klein sind und wir sie wieder ins Meer setzten. Wir machen eine Angelpause fahren zurück ans Haus.

 

Nach einem kleinen Imbiss fahren Maggi und ich noch einmal raus um die für eine Mahlzei noch fehlende Menge an Fisch zu fangen. Ich suche eine Stelle mit 40 m und lasse meine Paternoster Angel herunter. Mit meiner anderen Angel blinker ich etwas. Ab und zu ziehe ich an der Paternoster um die Köder zu bewegen und um zu kontrollieren ob schon was gebissen hat.

Nach ca. 10 min. merke ich einen Widerstand an der Paternoster und spüre beim anziehen, dass es etwas Größeres sein muss. Der Adrinalinspielgel steigt merklich an je mehr Schnur ich einhole. Eigentlich rechne ich mit einem Dorsch, da man in der Tiefe schon ab und zu einen hellen Bauch erkennen kann. Zu meiner Verwunderung ziehe ich aber  einen kleinen Dorsch und einen Lump ans Deck. Der Lump lebt auch in Tiefen bis 1.000 m und ist wirklich keine Schönheit, aber soll sehr schmackhaft sein. Da ich mit meinem Fang beschäftigt war habe ich leider nur ein schlechtes Bild meines Erfolges. Die Anderen haben es aber gut dokumentiert.

    

Kurze Zeit später fangt Maggi auch noch einen Dorsch und wir haben in sehr kurzer Zeit unser Ziel erreicht und fahren zurück. Hier fängt der unangenehme Teil an - Fisch ausnehmen. Maggi und ich operieren an den Fischen, während Martin sich angeekelt abwendet. Wir sind sehr verwundert, dass er als Chirurg hier so empfindlich reagiert...

Maggi ist relativ schnell fertig da er nur ausnimmt, ich versuche aber den Lump zu filetieren. Ich habe bei den zahlreichen Angelurlauben mit Wolfgang öfter über die Schulter geschaut und mir erklären lassen wie es prinzipiell funktioniert. So schneide und mach ich ewig herum bis ich der Meinung, dass die Verwertung erfolgreich abgeschlossen ist. 

Bevor wir den Dorsch grillen, würze ich die Filets und brate sie im Ei-Mantel heraus. Insgesamt werden es zwei gehäufte Teller Filet und tatsächlich ist der Lump sehr schmackhaft. Wir essen die Fische ohne Beilage, da wir so viel davon haben und nicht wegschmeißen wollen.

 

Nach dem Essen setzten wir uns in den Hot Pot, der mit fast 44 Grad seinen Namen wirklich verdient hat. Es ist so angenehm und es dauert über 1,5 h bis wir alle wieder draussen sind.  

 Um ca. 2 Uhr gehen wir bei Helligkeit ins Bett.  

23Juli
2019

Dafjord Tag 1

Scheinbar haben meine Mitbewohner einen anderen Rythmus als ich. So ist ab 7:00 Bewegung in der Bude. Eine halbe Stunde später beschließe ich ebenfalls aufzustehen, an Schlaf ist eh nicht mehr zu denken. Es gibt je nach Gusto Kaffee, Tee, Müsli oder irgendetwas anderes. Bis wir in die Gänge kommmen vergehen weitere 2 Stunden - es ist schön so entspannt in den Tag zu starten.

 

Nach dem Frühstück setzten wir uns ins Boot und  wählen unseren ersten Angelplatz aus. Dadurch dass uns der schnelle Angelerfolg nicht beschert ist, verändern wir unsere Position häufig. Dabei arbeiten wir uns immer mehr aus dem Fjord heraus. Das Wasser wird immer unruhiger und es wird sehr ungemütlich. An Angeln ist schon lange nicht mehr zu denken, jetzt wollen wir nur noch unsere Umgebung erkunden.

 

Bei Vollgas hüpft das Boot von Welle zu Welle und es ist erstaunlich, dass keiner über Übelkeit klagt. Unsere Entdeckungstour ist sehr vielseitig und es ist immer wieder ein "ach is des schön" zu hören.

Wieder am Haus angekommen entschließen wir uns den Hot Pot an zu heizen. Dieser ist mit Meerwasser befüllt und wird über einen integrierten Holzofen beheizt. Die Sauna wird ebenfalls aktiviert und mit Holz betrieben. Es dauert eine längere Zeit bis wir unseren "Wellnesbereich" eingerichtet haben, dann kommt der angenehme Teil. 

 

Wir schaffen es das Wasser auf 42 Grad zu erhitzen, Blick auf den Fjord, ein Dösle Bier - was will man mehr!

So lassen wir den Tag ausklingen.

22Juli
2019

Boarding completed - alle Mann sind eingetroffen

DIe erste Nacht im Haus verbringe ich alleine und bekomme gegen 11:30 Uhr die Info, dass Martin und Hemsi in Tromsö angekommen sind, aber der gebuchte Mietwagen für den Vortag ist weg., Also fahren die beiden ins Zentrum an den Hafen um dort einen Wagen entgegen zu nehmen. Da 2 Stunden später Maggi ebenfalls landen wird beschließen die beiden auf seine Ankunft zu warten. Letztendlich kommen die Drei gegen 17 Uhr am Haus an und alle sind froh hier zu sein.

 

Wir trinken erst mal ein Ankunftsbier und Martin beglückt uns alle erst mal mit einer Bommelmütze. 

 

Dannach inspizieren wir gemeinsam unseren "Wellnessbereich" mit Hot Pot, Sauna und Aufenthaltsraum. Auch der Bootssteg ist gleich mit angebunden. Wir sind uns einig, dass wir in der Wahl unseres Domizils einen Volltreffer gelandet haben. 

 

Unser Motorboot liegt an einer Boje und wir müssen mit einem kleinen Ruderboot übersetzten. WIr steuern zielstrebig ein Boot mit einer kleine Kabine an, gehen an Bord und versuchen das Boots zu starten. Alles ist sehr unaufgräumt und Hemsi fängt schon an Ordnung zu schaffen. Wir finden kein Zündschloss und alles ist anders als vom Eigentürmer beschrieben, bis uns irgendwann dämmert, dass wir uns auf dem falschen Boot befinden. Wir versuchen alles wieder in den originalen Zustand zu versetzen und verlassen das Boot um auf das richtige Boot (leider eine Numer kleiner) zu klettern. Hier verläuft alles plangemäß und nach einer kurzen Probefahrt stellen wir zufrieden fest, dass das Boot ordentlich Bumms hat und legen am Steg an um das Boot zu vertauen. 

Abends essen wir die vorgekochte Hackfleischsoße mit Nudeln und vernichten die ersten Rotweinflaschen vom Duty Free. Ich freue mich wahnsinnig auf diese gemeinsame Woche...

21Juli
2019

Ja wo bleiben sie denn?

Um 9 Uhr geht der Wecker und ich hüpfe unter die Dusche. Da es am Samstag bis 11 Uhr Frühstück gibt kann ich mir Zeit lassen und auch die Haare von alleine trocknen lassen, da es keinen Föhn gibt.

Das Frühstück ist nichts besonderes, habe ich bei diesem Preis auch nicht erwartet. Ich bin 2 Stunden in Tromso unterwegs und fahre schließlich los, da der Flieger mit Martin und Hemsi an Bord um 12:55 Uhr landen soll. Ich fahre Richtung Haus im Dafjord, halte unterwegs aber an um zu fragen wo die beiden stecken. Die Nachricht ist überraschend, denn die beiden sind in Frankfurt gestrandet, da der Flieger ab München erst mit einer Stunde Verspätung starten konnte. Ich muss schon grinsen, da vor 13 Jahren Martin nach unserem Lofotenaufenthalt beim Rückflug von Bodö nach Oslo ähnliches Pech hatte. Er stellte damals sein Zelt in einem Wäldchen bei der Start -/ Ladebahn des Flughafens Oslo auf, um einen Tag später weiter zu fliegen. 

Martin gibt mir später telefonisch den Zahlencode um in das Haus zu kommen. Es ist alles wie beschrieben und ich freue sehr  mich hier zu sein. Ich mache mich mit den schriftlichen Hinweisen zur Bedienung des Hot Pot und anderer Besonderheiten vertraut. 

Am Abend ruft mich Martin an und verkündet, dass sie es noch bis Oslo geschafft haben und morgen den ersten Flug nach Tromsö bekommen haben. Somit kommen die beiden gegen Mittag hier an, Maggi erst am Abend, aber das war so geplant.

Damit wir morgen nicht unnötig Zeit mit Kochen und Einkaufen verplempern fahre ich noch kurz zum Einkaufen und besorge einen Grundstock an Lebensmitteln und koche eine Hackfleischsoße.

Ich geniese es das Haus noch für mich alleine zu haben. In den nächsten Tagen werde ich mich erst mal resozialisieren müssen, nachdem ich jetzt doch schon einige Zeit als Eigenbrödler hinter mir habe..    

20Juli
2019

Aufbruch Richtung Tromsö

Am Samstag bin ich mit Maggi, Hemsi und Martin nördlich von Tromsö verabredet. Hier haben wir uns für eine Woche ein Haus gemietet und die Jungs kommen aus Münschen angeflogen. Das heißt für mich die Lofoten zu verlassen und wieder Richtung Norden zu fahren.

Ich baue also mein Zelt ab und habe trotz der Vorfreude auf die kommenden Tage einen mächtigen Kloß im Hals. Ist die Zeit auf den Lofoten wirklich schon wieder vorbei? Ich glaube jeder der längere Zeit auf den Lofoten war und so wie ich eine intensive und schöne Zeit hatte, reist mit großem Wehmut wieder ab. Zu eindrücklich ist die Natur und die Landschaft als dass man sich so ohne weiteres davon trennen kann. Ein letzter Blick auf meinen Hausberg, dann ich setzte mich mit gemischten Gefühlen ins Auto. Mit glänzrigen Augen fahre ich los und stelle für mich fest, dass es keinen Unterschied macht die Lofoten auf dem Landweg oder mit der Fähre zu verlassen - beides schmerzt ungemein.

Das Navi gibt als Fahrzeit nach Tromsö fast 7 Stunden an und das für 430 km. Ich fahre mit leicht geöffnetem Fenster, da es mir viel zu warm ist. Ich glaube in den letzten Wochen habe ich mich an die niedrigeren Temperaturen gewöhnt. Die vorbeiziehende Landschaft ist ein guter Trost. Immer wieder kommt mir der Titel des Westerns  "Weites Land" in den Sinn, denn das ist es hier definitiv.

  

Während des Fahrens überlege ich mir noch wie und wo ich nächtigen soll. Auf eine Nacht im Auto habe ich keine Lust und 40 km vor Tromsö entschließe ich mich nach einem Hotelzimmer zu schauen. Über eine Internetplattform habe ich Glück und buche für 60 € ein Einzelzimmer im Hotel Skansen in der Storgata - ein Hoch auf die Technik! Eine halbe Stunde später schlage ich um kurz nach 21 Uhr dort auf. 

Ich beziehe mein Zimmer und laufe danach ca. 100 Hausnummern stadteinwärts um eine Absacker in der Ölhallen der Brauerei MACK zu nehmen. Unter den vielen Biersorten entschiede ich mich für ein Isbjörn Bier. Danach schlendere ich noch durch die Stadt und bin überrascht wieviele Kneipen es dort gibt. Da es Freitag abend ist, ist auch ordentlich was los. Für mich ist es aber völlig ungewohnt bei Helligkeit in die Kneipe zu gehen. Ich bin müde und alleine macht es auch nur halb so viel Spaß, also gehe ich ins Hotel um mich schließlich ins Bett zu legen (hurra ein Bett!!!).

18Juli
2019

Tagestour nach Henningsvaer - ein wahnsinns Tag

Heute steht Henningsvaer auf dem Programm. Ich freue mich sehr darauf, da es ein Ort ist an dem doch sehr viele Erinnerungen haften. Wie haben Papi und Dieter diesen Ort vor 30 Jahren ohne Internet ausfindig gemacht - tatsächlich Reiseführer? 

 Ich radl los, durchfahre irgendwann den Tunnel und stoße auf die Abzweigung nach Henningsvaer.

Hier fängt der schönste Teil der Strecke an und ich muss gleich anhalten um das karibische Flair der Bucht (zumindest der Wasserfarbe nach) einzufangen.

Nach jeder Kurve eröffnet sich ein neues Panorama. Ich sitze auf meinem Drahtesel und und versuche jeden Moment aufzusaugen. Innerlich bin ich nur am Jubeln.

Nach ca. 10 km dieser wunderschönen Küstenstraße erreiche ich Henningsvaer. Als erstes begebe ich mich an den Steg der Lofotengallerie und rufe die Eltern an. Zum Glück sind sie zu Hause und ich bitte sie die Webcam Henningsvaer aufzurufen. Wir telefonieren und mit etwas Zeitverzug können mich die Eltern über die Webcam sehen. Ist einfach ein netter Gag.

Dann durchquere ich den gut besuchten Ortskern und bin überrascht wie wenig auf einmal los ist. In die hinterste Ecke dringen dann doch nicht alle vor. Am Ende der Strasse erscheint die Anlage von Tom Eilersen. Hier muss ich natürlich auch nach dem Rechten sehen und "geschichtsträchtige" Gebäude fotografieren.

Da alles in Ordnung ist kann ich jetzt zurück ins Zentrum fahren. Auf diesem kurzen Weg richt es immer wieder nach Merrwasser, Algen und Fisch der irgendwo gelagert wird. Eine eigenartige Mischung die aber hierher gehört. Vom Geruch lasse ich mich nicht abhalten und gönne mir einen Kaffee mit einer Waffel.

Ich streune noch durch ein paar wenige Geschäfte und stelle fest, dass sich auch hier wenig verändert hat. Alles ist nach wie vor sehr vertraut.

Irgendwann ringe ich mich durch die Rückfahrt anzutreten. Während der Fahrt zögere ich immer wieder anzuhalten, aber eigentlich ist doch schon alles fotografiert und die Realität lässt sich nur bedingt ablichten....

Am Zelt angekommen leere ich meinen Rucksack und fahre noch für ein paar Kleinigkeiten nach Kabelvag. Als ich am alten Hafen das Restaurant und die Leute in der Sonne sitzen sehen setze ich mich spontan dazu und trinke ein "Brooklyn Lager" das mir an der Theke auf Nachfragen empfohlen wird. Bei einem Preis von 12 € für die Halbe geniese jeden Schluck noch mehr als eh schon....

17Juli
2019

Schädelweh

Irgendwie scheint der norwegische Tempranillo nicht so bekömmlich zu sein. Zumindest wache ich mit einem gehörigen Schädel auf. Also zapfe ich mir aus meinem Wasserhahn eine halbe Blechtasse Wasser und löse zwei Aspirin Plus C auf. Ich trinke das Gebräu und lege mich wieder hin. Irgendwann wache ich wieder auf und stelle fest, dass das Übel zumindest gelindert ist. Bäume reise ich neute nicht aus, das ist mir schon klar - muss ich aber auch nicht. Deshalb schnappe ich ich mir die Angel und laufe auf den äußersten Fels der noch aus dem Wasser ragt. Ich baue meine Angel zusammen und fange an meine Blinker zu bewässern. Nebenbei reinige ich den Meeresboden von allerlei Grünzeug, da ich permanent mit dem Drillingshacken darin hängen bleibe.  Nach schätzungsweise 3 oder 4 Stunden ist der Boden sauber, ich habe alle Blinker ausprobiert und habe die Erkenntnis, dass es vom Boot aus doch wesentlich erfolgversprechender ist.

Also latsche ich zurück und richte mich in meinem Campingstuhl ein, lege die Füße hoch und denke erst mal intensiv nach. Nach einiger Zeit wache ich wieder auf und verbringe den Rest des Tages mit Lesen, Schinkennudeln und einem Schimanski Tatort.

Was für ein anstrengender Tag!

16Juli
2019

Ein Stück Fleisch

Heute habe ich keine Lust auf eine ausgibige Tour und ich begnüge mich mit einem Radelausflug nach Svolvaer. Dort setze ich mich ins Café "Bacalao" was sich direkt am Bootshafen befindet. Ich bestelle mir einen Cappuccino und beobachte das Treiben. Schräg gegenüber legt die MS Gann ab, ein ehemaliges Hurtigrutenschiff das früher unter dem Namen Narvik fuhr und jetzt als Schulschiff dient. Die Sonne kommt ab und zu durch und schlagartig wird es so warm, dass ich meinen Pullover ausziehen muss. Nach einer Weile entschließe ich mich Richtung "Extra" zu fahren, eine norwegischen Supermarktkette. Auf dem Weg zum Fahrrad kommen mir Marina und Bernhard auf einem Motorroller entgegen der im Heck ihres Wohnmobils mitgeführt wird. Sie fragen mich ob ich Lust habe abends mit ihnen zu Grillen. Ich sage sofort zu und als Marina fragt ob ich auch einen Salat essen möchte lehne ich dankend ab. 

Daraufhin besorge ich im Supermarkt Hühnerbrust und noch etwas Sojasoße. Als "Mitbringsel" hole ich im Vinmonopolet noch 2 Flaschen Tempranillo. 

Vor meinem Zelt schneide ich das Hühnerfleisch zurecht und mariniere es mit Paprika, Curry, Steakgewürz und ein paar Tropfen Sojasoße. Bei dem Gedanken an den gegrillten Zustand setzt Speichelfluß ein. Während des zurechtschneidens beobachtet mich eine Möwe und wittert, dass vielleicht etwas für sie abfallen könnte. Schließlich setzt sie sich keine 3 Meter vor mich und ich werfe ihr meine mickrigen Fleischabfälle zu. Etwa eine Stunde verharrt sie noch ohne einen weiteren Happen, dann sucht sie das Weite.

Wenige Stunden später winkt mir Marina von der anderen Seite der Bucht zu dass ich rüberkommen soll und signalisiert mit den Armen fuchtelnd, dass ich meinen Stuhl mitbringen soll.

Wir verbringen einen netten und weinseeligen Abend, wobei bei diesen Aussentemperaturen ein Weiss- oderr Glühwein besser gepasst wäre. Uns wird immer frischer und während Marina und Bernhard mit dicken Jacken und Mützen da  sitzen baden zeitgleich skandinavische Kinder. Sind wir solche Weicheier?

Um halb zwölf beschließen wir aufgrund der Kälte und der leeren Weinflaschen den Abend zu beenden und ich krieche nach kurzem Fußmarsch in mein unbeheiztes Zelt.

15Juli
2019

Ein Tag der Kommunikation

Aufgrund der permaneten Helligkeit hat sich mein Rhythmus schon ordentlich verschoben. Aber das Schöne ist ja, dass es vollkommen egal ist wann ich aufstehe und wann ich was mache. Den Wochentag kann ich spontan auch nicht mehr nennen - ich finde das ist ein gutes Zeichen. Generell ist alles so weit weg und ich habe das Gefühl schon eine halbe Ewigkeit unterwegs zu sein. 

Für heute habe ich mir nichts Spezielles vorgenommen, da meine Beine von der gestrigen Tour noch etwas schwer sind. Zum Bäcker muss ich aber trotzdem und ich radl den schon gewohnten Weg nach Kabelvag. In der Bäckerei werde ich von Anita und Manfred aus Krefeld abgefangen die dort einen Kaffee trinken und schon vor 2 Tagen den Campingplatz verlassen haben. Voller Begeisterung erzählen sie mir wo sie überall waren und welche Orte zu empfehlen sind. Zwischenzeitlich kommt die Verkäuferin auf mich zu und fragt ob sie die letzte schwäbische Seele für mich zurücklegen soll. Schön dass man mich kennt und ich so nett bedacht werde. Nach einem längeren Ratsch fahre ich zurück und setzte mich in die nicht vorhergesagte Sonne um meine geliebte Brotzeit zu machen. 

Doch nachdem ich die ersten Scheiben Wurscht abgeschnitten habe stehen Marina und Bernhard aus Dachau neben mir. Ich kenne die beiden über Bine und es freut mich bekannte Gesichter zu sehen. Bernhard ist schon seit 6 Wochen mit seinem Wohnmobil in Skandinavien unterwegs und nimmt sich ebenfalls eine Auszeit nachdem er jahrelang die Schlosswirtschaft Mariabrunn betrieben hat. Marina besucht ihn für 10 Tage. Ich wußte zwar dass wir zeitgleich in derselben Ecke sind, die Überraschung und Freude ist dennoch groß. Auch wir ratschen einige Zeit bis ich meine Brotzeit fortsetze.

Nach dem Essen räume ich meine Utensilien zusammen und werde von einem Linzer auf mein Gefährt angesprochen. Da ich beruflich öfters in Linz war gibt es da natürlich auch Anknüpfungspunkte. 

Es folgt eine kurzen Leseeinheit, dann muss ich schon wieder los um mir das vorbeifahrende Hurtigrutenschiff an zu sehen. Ich mache ein paar Bilder, warte das Hornkonzert der sich begegnenden Schiffe POLARLYS und VESTERALEN ab und gehe an mein Zelt zurück. 

 

Zu guter letzt spricht mich noch ein Gleichalteriger (dessen Namen ich vergessen habe) aus Rendsburg an und wir unterhalten und auch nochmal ca. eine Stunde lang. 

Schön, dass ich das Sprechen noch nicht verlernt habe, aber jetzt ist dann wirklich gut für heute. Erst mal wieder Klappe halten!

14Juli
2019

Bergtour zwischen Glomtinden und Vagakallen

Ich stehe mit der Erkenntnis auf, dass die zusätzliche Isomatte zumindest eine gewisse Verbesserung gebracht hat. Ist zwar noch nicht optimal, aber unter den gegebenen Umständen ganz ok. Wie jeden morgen ist es ein Kampf den Schlafsack zu verlassen und in die kühlen, leicht klammen Klamotten zu steigen. Nach der Morgentoilette und den üblichen Restaurierungsarbeiten sitze ich im meinem Zelt und trockne meine Haare über dem Gaskocher. Noch ist es im Zelt angenehm, was sich aber sehr schnell ändert als ich den Kocher aus mache. Es dauert nicht lange und mir wird etwas kühl. 

Damit mir warm wird und ich meine tägliche Bewegung habe, beschließe ich eine Bergtour zu unternehmen. Also fahre ich um ca. 11:30 Uhr mit dem Fahrrad die E10 Richtung Henningsvaer, biege aber ca. 1,5 km vor dem Tunnel rechts auf die alte Passstraße ab. Diese wurde durch den Tunnel vor über 30 Jahren ersetzt. Die Asphaltdecke wurde entfernt und so handelt es sich jetzt um einen schlechten Feldweg der bei einigen Abschnitten nur noch mit etwas Geschick zu befahren ist. Der Weg führt in einer langen Linkskurve auf einen Sattel der sich direkt über dem Tunnel befindet.

Von dort aus ist Fahren nicht mehr möglich und ich stelle gezwungener Maßen mein Fahrrad ab. Zu diesem Zeitpunkt ist mir schon recht warm - das erst Ziel ist also schon erreicht. Also geht es zu Fuß weiter und nachdem ich nicht in der Lage bin ein normales Tempo zu gehen, ziehe ich in einem ordentlichen Tempo Richtung Gipfel. Ich schwitze nach kurzer Zeit wie ein Schwein, besonders da wo der Rucksack aufliegt bin ich klitschnass. Die Kombination aus einem Baumwoll T-Shirt und meinem Wollpullover ist nicht wirklich schlau. Aber ich verweigere mich der modernen Funktionswäsche - hab ich doch früher auch nicht gehabt. Angeblich sollen in dieser die Körpergerüche noch andere Qualitäten bekommen, d. h. man stinkt, bleibt aber relativ trocken. Ich mag´s dann doch lieber klassisch.

Am "Zwischengipfel" nehme ich mir kurz Zeit um per Selbstauslöser ein Foto zu machen. Andere Wandere kann ich mangels Anwesenheit nicht bemühen.  

 

Von hier aus sind es nochmal ca. 20 Minuten zum eigentlichen Gipfel. Oben angekommen trage ich mich ins Gipfelbuch ein und erfreue mich an der Aussicht. Nach einem Apfel, etwas Wasser und jeder Menge Gegend mache ich mich schließlich wieder an den Abstieg. 

 

Danach folgen noch ein paar Kilometer mit dem Radl. Am Campingplatz angekommen brühe ich mich eine ordentliche  Zeit unter der Dusche und belohne mich mit einem Schokomuffin und einem Tee mit Schuss um die Wärme noch etwas zu erhalten. Nach kurzer Zeit merke ich, dass der Schuss etwas zu groß ausgefallen ist und mir ordentlich zu Kopf steigt. Ach, das Leben kann so schön sein und so es gibt noch eine zweite und dritte Tasse...

13Juli
2019

Einzeln aufgehängte Federmuffen

Nachdem ich mich an den dürftigen Schlafkomfort einfach nicht gewöhnen will, beschließe ich eine Verbesserung herbei zu führen. Deshalb radl ich wieder nach Svolvaer um mich nach einer günstigen Luftmatratze umzusehen. Wieder einmal muss ich feststellen, dass "günstig" in Norwegen relativ ist und stoße nur auf eine Luxusluftmatratze für fast 200 €. Dafür kann ich  mich auch für zwei Nächte in einem Scandic Hotel einmieten. Also verwerfe ich den Plan und kauf mir für 15 € eine Isomatte die ich unter die Thermarest Matratze lege. Da ich diese Variante schon mal hatte verspreche ich mir Linderung im Rückenbereich.

Auf dem Rückweg fällt mir auf, dass direkt an der Küste immer mehr Abschnitte zugebaut werden. Es ist schon ein Jammer, dass überall dort wo es schön ist alles zugepflastert wird. Am Inarisee ist diese Entwickung auch zu beobachten gewesen.

Bei 10 Grad Aussentemperatur erreiche ich wieder meine Bleibe. Ich freue mich "nach Hause" zu kommen. Mittlerweile ist mein Konstrukt tatsächlich mein zweites zu  Hause geworden. Gerade bei diesen Temperaturen bin ich froh nicht wegen jeder Kleinigkeit das Zelt verlassen zu müssen. Mit meinem Frischwassertank komme ich ein paar Tage über die Runden und während sich andere Camping Gäste die wenigen Steckdosen zum Aufladen ihrer Handys oder anderer Akkus teilen müssen bin ich mit meiner Solaranlage fein raus. Auch kochen und sitzen kann ich aufgrund der Bauhöhe ganz bequem.

 

Den Rest des Tages quäle ich mich mit einem Buch herum das ich schon einmal angefangen habe zu lesen. "Das Gedächtnis der Natur - Das Geheimnis der Entstehung der Formen" von Rupert Sheldrake.  Manche Seiten muss ich drei mal lesen bis ich´s verstehe... mal sehen wie weit ich komme....

 

12Juli
2019

Hausarbeiten und Selbstgespräche

Bei der Auswahl meiner heutigen Bekleidung fällt der Großteil der Wäsche durch die Geruchsprobe. Ich sortiere aus und habe schließlich 2 Tüten mit Wäsche zusammengestellt. Immer wieder fahre mit dem Fahrrad zum Münzwaschautomaten bis dieser endlich frei ist und ich - ohne nach Farben zu trennen - alles hineinschmeiße. Ich drücke die Hälfte "Rei in der Tube" in die Trommel und fertig ist der Lack.

Zurück am Zelt spricht mich eine älterer Schwede aus Stockholm auf meinen Fahrradanhänger an und möchte sich die Einzelheiten erklären lassen. Er fragt ob er Fotos machen dürfe und ist der Meinung, dass man mit diesem Konzept Geld verdienen kann - meine Hinweise bezüglich der Schwachstellen hat ihn von seinem Standpunkt nicht abgebracht. Ich freue mich natürlich über diese Aussage und eile nach diesem längeren Gespräch zur Waschmaschine um die Wäsche in den Trockner umzuschichten. Wenn ich schon dabei bin spüle ich auch noch mein Geschirr und reorganisiere mein Behälter mit Essen und sonstigem Zubehör. Dann gönne ich mir eine Auszeit auf meinem Hockerle - bloß keinen unnötigen Stress.

 

Ich habe mittlerweile eine gewisse Routine entwickelt und den Tagesablauf strukturiert. Was mir allerdings jeden Tag sehr schwer fällt ist bei ca. 10 Grad aus dem muggelig warmen Schlafsack zu krabbeln. Irgendwie brauche ich das nicht mehr stelle ich fest - alles hat oder hatte seine Zeit. Und die Zeit des Campens beschließe ich, ist für mich (zumindest bei solchen Temperaturen) nach dieser Aktion absolut passé...

Ich stelle mir auch die Frage ob ich nach den 13 Tagen ohne größere oder längere soziale schon beginne seltsam zu werden. Noch ertappe ich mich nicht dabei Selbstgespräche zu führen, aber die Gedanken sind schon anderen wenn man alleine unterwegs ist - es fällt mir auch wesentlich weniger Blödsinn ein als sonst. Schade eigentlich!!! 

Am Nachmittag radel ich zu meinem Stammbäcker und versorge mich mit dem Üblichen. Das "Zentrum" von Kabelvag ist herrlich und ein noch nicht entdecktes Juwel. Aber ich befürchte, dass sich auch das in den nächsten Jahren ändern wird.

Als ich zurück komme bauen Manfred und Anita aus Krefeld ihrn Zelt neben meinem auf. Sie sind Ende 50ig und ebenfalls zum wiederholten Male auf den Lofoten. Da sie das erste Mal vor 30 Jahren hier waren können sie meine beobachteten Veränderungen der letzten Jahre nur bestätigen.

Zum Abendessen gibt es "Gebratene Nudeln Huhn" von Maggi. Hauptsache was Warmes. Während des Essens ertönen aus der Ferne die Hörner zweier sich begegnenden Hurtigrutenschiffe. Ich merke mir die Uhrzeit: 20:50 Uhr - da werrde ich mich die nächsten Abende auf die Felsen begeben um das Bild dazu zu sehen.  

11Juli
2019

Lofoten Tag 2

Nach 9 Stunden Schlaf wache ich durch das Treiben am Campingplatz und meinen Rücken auf. Irgendwie war die Schlaferei früher einfacher... Wenigstens muss ich im Vergleich zu früher bei Aussentemperaturen von 10 Grad nicht mehr frieren. Das ist auch schon viel wert.

Ich radel nach Svolvaer und hole mir ein paar Äpfel - wenigstens ein bisschen was Frisches - so etwas wie Vernunft schlägt durch.

Auf dem Marktplatz stehen 9 Lamborghinis aufgereiht - scheint irgendeine Werbeaktion zu sein. Ob die aus eigener Kraft von Italien nach Svolvaer gefahren sind wage ich zu bezweifeln.

Ich schlendere weiter zur Marina und entdecke in hinterster Reihe eines Stegs den Nachbau eines kleineren Wickingerschiffes. Ich spreche den vollbärtigen Kapitän an und stelle ihm ein paar Fragen, unter anderem auch ob ich Fotos machen darf.  Es handelt sich um kein kommerzielles Schiff, sondern ist eine rein private Leidenschaft des Eigners. Er tut er sich immer etwas schwer die Besatzung zusammen zu bekommen. Maximal 10 Besatzungsmitglieder die sich auch in die Riemen legen müssen fasst das Boot.

Ich mache ein paar Fotos und denke oft an Papi der diese Leidenschaft teilen würde. Schließlich bedanke ich mich für das nette Gespräch und wünsche ihm alles Gute. 

Auf dem Rückweg mache ich einen Abstecher nach Kabelvag. Hier hatten Bine und ich vor zwei Jahren eine Deutsch-Norwegische Bäckerei gefunden. Ich hoffe sehr, dass der Laden noch existiert, da die beiden Inhaber vor zwei Jahren noch sehr um die Existenz kämpfen muißten. Aber alles ist bestens - die Brezn hängt noch an der Wand und ich versorge mich mit zwei Seelen - Laugensemmeln sind leider schon aus.

Am Zelt angekommen belege ich die Seelen mit Butter und Ungarischer Salami. Ein absoluter Traum - nach 12 Tagen mal wieder eine ordentliche Brotzeit.  

10Juli
2019

Auf den Lofoten Tag 1

Um 8:30 wache ich auf und fahre die letzten paar Meter auf den Campingplatz Sandvika. Hier erhoffe ich mir eine Hütte der kleinsten Kategorie. An der Rezeption aber die Ernüchterung, da die Hütten über Wochen ausgebucht sind. Also fahre ich 300m zurück, da hier der Campingplatz Orsvagvaer angrenzt und den schöneren Zeltplatz hat. Da vormittags immer allgemeine Aufbruchsstimmung herrscht nehme ich mir die Zeit und warte bis ein Platz nach meinem Gusto frei wird. Es soll also schon direkt am Wasser sein.

Dieser Wunsch geht in Erfüllung und ich baue meinen Fahrradanhänger auf und montiere das Zelt. Die Ausrichtung ist so optimiert, dass ich die maximale Sonneneinstrahlung nutzen kann.

Nachdem alles eingerichtet ist nehme ich eine Dusche und mache mir eines dieser leckeren Fertiggerichte: Makkaroni mit 3erlei Käse - hab schon schlechteres gegessen denke ich mir während des Verzehrs.

Den restlichen Tag döse ich in der Sonne und bin froh erst mal nicht mehr Auto fahrenn zu müssen.

 

09Juli
2019

Abreise von Soroya - Ziel: Lofoten

Ich den Wecker gestellt zu habenwache ich auf und packe meinen restlichen Kram zusammen. Die eigentliche Vorarbeit wie z. B. Fahrrad zerlegen und verstauen habe ich bereits am Abend vorher gemacht. Laut Fährplan, den ich im Internet gefunden habe, würde um 12:00  und 16:45 Uhr eine Fähre ablegen. Doch leider ist vom Vermieter keine Spur - zuletzt hatte ich ihn am Tag meiner Ankunft gesehen, aber auch nur kurz weil er mit seinem Sohn zum Angeln wollte. Ich rufe eine Telefonnummer die an der Eingangstür angebracht ist. Ich kann mich zwar nicht mehr daran erinnern ob der Typ Alesander hieß, aber vielleicht kann der mir helfen meine Schuld zu begleichen. Alesander ist der eigentliche Eigentümer und er versichert mir seinen "Supervisor" zu schicken. Letztendlich kommt dieser und ich zahle meine Rechnung.  Ich verliere viel Zeit und mir wird klar dass ich die 12 Uhr Fähre nicht schaffen werde. So werfe ich noch einen letzten Blick auf meiner Herberge und fahre los. (linkes Bild: Zimmer mit Meerblick)

 

Nachdem ich losgefahren bin halte ich an der nächsten Kuppe an um einen letzten Blick auf Sorvaer zu werfen. "Sehr beschaulich!" kommt es mir in den Sinn.

Ich fahre Strecken die mir durch die Tagestouren bekannt sind und lasse das erlebte Revue passieren. 

Da dieser Urlaub ohne Flexibliltät nicht mehr denkbar ist,  muss ich in Hasvik an der Fährstation wieder etwas umdisponieren, da die nächste Fähre erst um 17:45 geht. Ich habe also den ganzen Nachmittag Zeit. Also nutze ich diese und fahre die einzige Straße die ich noch nicht erkundet habe entlang, parke das Auto und klettere mit  der Angel unterm Arm ans Ufer. Leider wiederholt sich das Bild des Treibgutes auf dramatische Weise. Zwischen dem ganzen Unrat entdecke ich sogar einen fast vollen 30 l Benzinkanister wie ihn für Außenborder kenne. Kommentare und Fotos erspare ich hier. Auf Angeln habe ich in dieser Umgebung keine Lust mehr.

Ich laufe einen großen Umweg zum Auto und stoße auf riesige Gestelle für Trockenfisch. Mein Auge ist erfreut - das zuvor gesehene läßt sich aber nicht so leicht verdrängen.

 

Um kurz vor 17 Uhr fahre ich zur Fähre und lege mit einer weiteren Verspätung um 18:10 ab. Die Fähre scheint schon etwas älter zu sein und ich freue mich, dass es auf diesem Schiff noch nach Diesel riecht!

Als ich von der Fähre losfahre erklärt mir Susi (das Navi), dass ich für die 600 km ca. 9:11 h benötige. Es kümmert mich nicht mehr, da sich das Gefühl für Entfernungen nach über 4.000 km bereits verschoben hat.

Ich habe eine tolle Nachtfahrt, wobei "Nacht" bei der Helligkeit ja nicht wirklich zutreffend ist. Nachts mit Sonnenbrille fahren...

Neben insgesamt 6 Elchen (!!!) sehe ich Landschaften die in diesem warmen Licht fantastische Bilder bieten. An vielen Orten bin ich in Gedanken einige Jahre zurück und erinnere mich was für eine schöne Zeit ich dort mit Bine hatte.

 

Das Navi behält Recht und ich bin um ca. 4:50 am Ziel. Ein paar weitere Stunden im "Sitzschlafen" stehen bevor. Die entspannte Nachtfahrt rechtfertigt diesen Schritt aber ein weiteres Mal.

 

08Juli
2019

Die Insel Soroya - eine weitere Tagestour

Auf meinem gestrigen Ausflug habe ich einen weißen Strand entdeckt den ich unbedingt sehen will. Nach dem üblichen Frühstück mache ich mich um kurz vor 11 Uhr auf den Weg um erst mit dem Fahhrad, dann zu Fuß diesen Strand zu erreichen. Dazu fahre ich die ersten 15 km auf der "normalen" Straße und biege dann auf einen Feldweg ab. Nach kurzer Zeit ist es zu steil zu fahren, aber ich entschieße mich das Fahrrad bis zur Kuppe zu schieben um auf dem Rückweg die Schwerkraft nutzen zu können. Da die Küste hier auch felsige Abschnitte bietet nehme ich meine Angel mit. Wäre schade um eine verpasste Chance.  

 

Von der Kuppe aus sehe ich den Strand bereits, stelle nach kurzem Marsch aber fest, dass die Entfernung doch größer ist als vermutet. Ich freue mich keine Menschenseele zu sehen und spiele bereits mit dem Gedanken mich am nächsten Tag  mit Zelt und Schlafsack auf den Weg dorthin zu machen um dort eine Nacht zu verbringen. Als ich mich jedoch dem Strand und den vorgelagerten Dünen nähere sehe ich ein Schild auf dem vermerkt ist, dass es sich um ein Naturreservat handelt und welche Einschränkungen gelten. So langsam wird mir bewußt, dass die Freiheitsgrade auch hier schon massiv beschnitten sind und verabschiede mich von meinem Vorhaben. 

Vielmehr aber schockiert mich, dass bis in die Dünen hinein Treibgut in Form von Fischernetzen, Tauen, Schwimmkörper, Plastikboxen und Holzstämmen (was das geringste Übel darstellt) verteilt liegt. Selbst ein verrosteter Anker steckt im Sand. Ich hatte mit Bine in bzw. bei Berlevag ein noch schlimmeres Bild vorgefunden, muss jetzt aber festestellen, dass das die Normalität ist. 

Generell stelle ich mir die Frage, ob die von mir ersehnte Form des Urlaubs überhaupt noch möglich ist. Vielleicht war beim Aushecken des Plans doch viel zu viel Romantik im Spiel? Ich bin sehr nachdenklich ...

Trotz der vielen Gedanken erfreue ich mich an der Landschaft und versuche den Augenblick zu genießen und festzuhalten.  

Nach meinem 6 stündigen Ausflug kehre ich wieder in meine Herberge zurück und belohne mich mit einem Kaffee und einem Schoko Muffin den ich mir im Joker Supermarkt (vergleichbar mit kleinen Dorf EDEKAs) besorgt habe. Die Angel verstaue ich unbenutzt im Auto... 

   

07Juli
2019

So fühlt sich also Sonne an...

Ohne Wecker wache ich um ca. 8:30 auf und freue mich über den blauen Himmel und die Sonne. Laut Wetterprognose kommt das ja nicht unerwartet, die Freude ist dennoch riesig.

Nach einem Kaffee und einem Schälchen Haferflocken suche ich mir auf der Karte ein grobes Ziel aus zu dem ich hinradeln möchte. Ich packe meinen Rucksack mit dem Nötigsten und zerre mein Fahrrad aus dem Auto um es zusammen zu bauen. Bevor es aber richtig los geht setze ich mich auf die Kaimauer und geniese die Wärme. Es tut sooo gut!

Nach ca. 20 Minuten Sonnenbad entschließe ich mich zu starten. Während meiner kurzen Fahrt durch das Fischerdorf sehe ich immer wieder Einheimische windgeschützt vor ihren Häusern sitzen um die Sonnenstrahlen aufzusaugen. Manche winken mir zu - was ich natürlich erwidere. Einer ruft mir mir auf norwegisch zu das die Sonne doch herrlich scheint, worauf ich "bare bra" entgegne was "einfach gut / schön" heißt. Ich freue mich über die Anwendung des Erlernten und radle 20 km ohne Gegenverkehr weiter.   

Ich stelle das Rad ab und erwandere einen Gipfel von dem ich mir eine gute Aussicht verspreche. Mein Weg Richtung Gipfel ist immer wieder von Rentierkacke gesäumt, die Verursacher sind aber nicht zu sehen. 

Während des Aufstiegs halte ich immer wieder kurz an, lasse meine Blicke schweifen um festzustellen, dass ich jetzt genau das erlebe wonach ich mich gesehnt habe. Die Freude eine Insel gefunden zu haben die noch nicht vom Massentourismus entdeckt wurde gefällt mir wahnsinnig gut und ich fühle mich in der Änderung meines Plans vor 2 oder 3 Tagen bestätigt.

 Am ersten Gipfel angekommen sehe ich über mir zwei Weißkopfseeadler die sich in der Thermik nach oben schrauben. Einen Regenbrachvogel entdecke ich ebenfalls der durch seinen langen gebogenene Schnabel extrem auffällt. Norwegen präsentiert sich also von seiner schönsten Seite. 

 

 Am Nachmittag komme ich zufrieden am Gjesthus an und mache mir erst mal ein Linsentöpfchen. Schmeckt nach körperlicher Betätigung einfach wahnsinnig gut! Dann schnappe ich mir einen Stuhl und tue es den Einheimische gleich.: Ich setzte mich windgeschützt in die Sonne, trinke einen Kaffee und lese etwas. 

Der Rest des Tages verläuft unspektakulär was auch gut so ist. 

06Juli
2019

Nachtschicht - Fahrt in den Oksfjord

Die Fahrt Richtung Oksfjord ist weiterhin von schlechtem Wetter geprägt. Trotz der dichten Wolkendecke wird es nicht dunkel, was das Fahren insgesamt erleichert. Ich passiere Orte die ich automatisch mit anderen Skandinavienreisen und Erlebnissen in Verbindung bringe. Leider ist niemand da dem ich diese Geschichten (zum wiederholten Male) erzählen kann. So muss ich mich meine Gedanken für mich zu behalten und versuche den leichten Wehmut gegen Dankbarkeit zu tauschen. 

Eigentlich wollte ich auf den Stecken in Norwegen vermehrt Radio hören, doch als der Sendersuchlauf zum wiederholten Male in die Endlosschleife geht erinnere ich mich, dass UKW  2018 in Norwegen eingestellt wurde und nur doch DAB+ zu empfangen ist. Schöner Mist! Damit bleibt die Kiste aus - ich kann meine CDs gerade nicht mehr hören. 

Nach dieser Nachtschicht komme ich um ca. 2:30 Uhr ein paar Kilometer vor Oksfjord an, wo ich mich auf einen kleinen Parkplatz am Straßenrand stelle. Da ich eh nicht gleich schlafen kann stelle ich mein Tablett aufs Armaturenbrett, öffne eine Dose Bier und starte einen Schimanski Tatort den ich mir zu Hause bereits heruntergeladen habe. Nach 20 Minuten ist eine gewisse Entspannung eingetreten, die Dose ist leer und ich rolle mich etwas ungelenk ein. Ich versuche erstmals den Beifahrersitz als Liegefläche mit zu nutzen. Ist zwar etwas besser, aber die Handbremse drückt doch irgendwie in die Hüfte. Ich denke kurz zurück, ob es vor 30 Jahren besser ging, stelle aber fest, dass es genauso beschissen war im Auto zu schlafen. Hab Dich nicht so - hast es so gewollt!

Nach einigen nächtlichen Stellungswechseln wache ich um 7:50 Uhr auf und räume meinen beengten Wohnraum auf. Dann fahre ich die restlichen 5 km um mit Freude festzustellen, dass ich in nur 10 Minuten auf die Fähre kann.

Die Fähre ist mit wenigen Fahrzeugen belegt. Die meisten Passagiere sind Arbeiter aus Polen die in einer der  Fischfabriken arbeiten. Die Herkunft zu lokalisieren war nicht schwer, da das Wort "Kurva" nur im polnischen so häufig Verwendung findet.

Nach 1:45 h Fährfahrt lande ich in Hasvik an und fahre die letzten 36 km nach Sorvaer um mich in einem Gjesthus einzumieten. Die Freude über ein Zimmer mit Meerblick ist groß, das Schreien der Möwen herrlich und die Aussicht in einem Bett zu schlafen unbeschreiblich. Wie schnell sich doch Sachen relativieren können! 

Die nächsten 3 Tage habe ich vor hier zu bleiben und die Insel mit dem Fahrrad erkunden. Die Wetterprognose lässt mich auf trockene Touren hoffen...

 

05Juli
2019

Odyssee durch Nordskandinavien

Um 11 Uhr ist das Auto gepackt und ich fahre Richtung Kirkenes. Während der Fahrt regnet es was mich langsam nervt. In Kirkenes angekommen fahre ich direkt an den Hafen wo die "Nordkapp" kurz vorm Ablegen ist. Ich beobachte das Manöver und setzte mich ins Auto um einen kurzen Abstecher an die russische Grenze zu machen

Danach fahre ich die 885 Richtung Nyrud. Nach den ersten 30 km wird die Straße spürbar schlechter und Autos kommen auch keine mehr entgegen. Ich bin also richtig ab vom Schuss. Gedanken, dass eine Autopanne hier denkbar ungünstig wäre verdränge ich und bin vielmehr darauf bedacht das Auto möglichst schonend zu bewegen. Das ist notwendig, denn abschnittsweise gibt es Schotterpiste oder einfach so schlechten Staßenbelag. Das Tempolimit von 60 km / h finde ich  viel zu hoch und nach dem ersten Schlagloch reduziere ich das Tempo noch mehr...

Trotz Mitternachtssonne wird es um 15 Uhr schon richtig dunkel. Liegt wohl an den Regenwolken. So kämpfe ich mich eine halbe Ewigkeit durch und erreiche den angestrebten Campingplatz. 

Gähnende Leere - keine Gäste, keine Besetzung, eine insgesamt düstere und drückenden Atmosphäre die mich nach kurzem Innehalten dazu bringt diesen Ort wieder zu verlassen. Da es sich landschaftlich nicht großartig von anderen Teilen rund um den Inarisee unterscheidet starte ich das Auto und kämpfe mich die ganze Strecke wieder zurück. 

An Zeit zum Nachdenken mangelt es mir ja nicht, und so entschließe ich mich in Kirkenes angekommen den Norden einmal zu queren um an die Nordwestküste zu kommen. Ich wollte ja Orte aufsuchen an denen ich noch nicht war. Ziel: Die Insel Soroya! 

 

 

04Juli
2019

Die Bergungsaktion - Auto holen in Inari

Nach langem Grübeln ist mir leider klar geworden, dass ich die lange geplante Reise nicht wie erhofft fortsetzten kann, da geeignete Laufräder nicht so leicht aufzutreiben sind. Ich hatte in Deutschland nur einen Anbieter gefunden der eine 7,5 cm Achsaufnahme im Angebot hatte. Zusätzlich habe ich festgestellt, dass die Federung nur noch federt und nicht dämpft. Das ist für die Belastung der Räder ein zusätzliches Problem. 

Alles in allem bedeutet das: Auto holen und den Hänger am folgenden Tag verstauen um weiter zu fahren. Gegen 11 Uhr setzte ich mich auf Fahrrad um Richtung Inari zu fahren. Noch ist die Freude groß: es ist trocken! Diese Freude verfliegt nach den ersten 10 Kilometern und es regnet so richtig. Zwischendurch erheitert mich ein Rentier das ich einige Minuten vor mir her treibe. Ein leicht schräger Lauf um mich einem Auge immer im Blick zu behalten, irgendwann biegt er es links ab und verschindet im Birkenwald. Die restlichen 60 Kilometer absolviere ich im Regen. 

In Inari  zerlege ich mein Fahrrad, verstaue es und setze ich mich mit meinen nassen Klamotten ins Auto. Ich freue mich nach ein paar Kilometern über die warme Luft aus der Lüftung. Die Frage wie es weiter geht holt mich aber schnell wieder ein. Dabei rückt die im Vorfeld der Reise thematisierte und angestrebte  Einsamkeit immer mehr in den Vordergrund und das ist erst der vierte Tag.  

Die Entscheidung wird schließlich gefällt, dass ich mit dem Auto über Kirkenes ins Ovre Paskivdalen fahre und von dort aus Tagestouren unternehme.

 

03Juli
2019

Wenn´s läuft dann läuft´s...

Das Fahrrad ist startklar und der Hänger ist gepackt. Auch die Frage wo ich das Auto die nächste Zeit stehen lassen kann ist geklärt. Trotz finnischem Dauernieselregen bin ich motiviert. Ich stelle die Unterstützung meines E-bikes auf Maximum um die Steigung zur Ausfahrt des Campingplatzes zu überwinden. Problemlos erreiche ich die Hauptstraße und fahre erst mal Richtung Inari "Zentrum". Die ersten interessierten Blicke treffen mich und mein Gefährt - ich kann es nicht verleugnen - ein gewisser Stolz ist vorhanden. 

Ich verlasse Inari und erreiche meine angepeilte Reisegeschwindigkeit von ca. 25 Km / h. Trotz 9 Grad und Regen habe ich schnell Betriebstemperatur erreicht, denn treten muss ich ja dennoch ordentlich. So absoliviere ich relativ schnell die ersten 30 km bis sich das Fahrverhalten meines Hängers zunehmend ändert. Bei jeder noch so kleinen Bodenwelle schauckelt sich der Hänger kurzzeitig auf. Dieses Fahrverhalten nimmt immer extremere Züge an und ein Blick auf den Hänger schockiert mich zu tiefst. Beider Laufräder eiern samt Aufbau wie man es normal nur in einem Comic Film sieht. Sofort fahre ich in die Einfahrt eines Waldweges die nur wenige Meter entfernt ist. Meine größte Befürchtung, dass die Räder abknicken ist zum Glück nicht eingetroffen. 

Sofort beginnt meine Analyse die immer noch nicht abgeschlossen ist: An beiden Laufräden sind bis auf wenige Ausnahmen alle Speichen locker, und zwar so locker, dass die Achse um 2-3cm verschoben werden kann. 

Ich bocke den Hänger auf die 4 Ständer auf, die eigenlich für den "Camping-Modus" gedacht sind und löse die Schnellspanner. Aus meinem Fundus an Werkzeug hole ich den Speichenschlüssel heraus und freue mich kurzzeitig diesen und auch gefunden zu haben.

Vorschnell ziehe ich die ersten Speichen an bis dies wieder eine gewisse Spannung vorweisen. Dann allerdings bekomme ich Zweifel an meinem Vorhaben,  da ein Rad einspeichen bzw. zu justieren nicht ganz so einfach sein wird. also ziehe ich jede Speiche erst mal nur eine Umdrehung an und arbeite mich solange vor bis die Erste eine Spannung aufweist. Irgendwann sind alle fixiert. Dasselbe mach ich am 2ten Rad. Nun hänge ich die Räder wieder ein, drehe sie, und muss mit Entsetzten festellen, dass die Speichen zwar fest sind, das Rad aber noch so einen Achter hat, dass dieser an der Feder schleift. 

Meine Betriebstemperatur hat sch zwischenzeitlich deutlich abgekühlt, und neben dem Regen hat sich zu allem Überfluss auch noch ein Geschwader Mücken um mich versammelt., was meine Bemühungen der Unwucht am Rad Herr zu werden zusätzlich erschwert. Ohne große Erfahrung versuche ich verzweifelt das Problem zu lösen, zwischedurch füchtel ich wild um mich um die Plagegeister abzuwehren. Mein Handrücken ist besonders begehrt.

Nach etlichen Versuchen und Korrekturen habe ich nach vermutlich 2 Stunden die Laufräder so hinbekommen, dass ich sie selbstzufrieden, dennoch genervt,  wieder montieren konnte. Sicherheitshalber wurden noch 10 Liter Wasser abgelassen - Gewicht reduzieren - bloß kein Risiko eingehen. 

Die Fahrt geht weiter und zunächst macht sich Optimismus breit, dass das Problem gelöst ist. Doch jetzt nimmt das Unheil seinen weiteren Lauf. Nach wenigen gefahrenen Kilometern wiederholt sich das Prozedere und ich schaffe es nicht dauerhaft Stabilität in die Räder zu bekommen. 

Erstmalig bin ich am überlegen was ich mache wenn mir die Räder brechen. Dieser Gedanke packt meinen Ehrgeiz und entschließe ich mich diese Etappe mit allen Mitteln zu Ende zu bringen - auf Rädern! Dazu halte ich an jeder geeigneten Stelle und Kontrolliere mit immer geübteren Griffen die Spannung der Speichen.     

Sobald sich eine Speiche locker anfühlt ziehe ich diese an, was sich nicht gerade positiv auf die Laufeigenschaft auswirkt. Mittlerweile sind die Auswirkungen hör- und spürbar, da jetzt der Reifen jetzt immer wieder an der Feder schleift.  

Dieses Prozedere wiederholt sich etliche Male. Dass man beim Radfahren so konzentriert sein kann war mir neu. 

Nach 70 Kilometern, 9 Grad und etlichen Stunden im Regen sehe ich endlich das ersehnte Schild: Hieta Joki - der Campingplatz...

Jetzt noch das Zelt aufbauen und eine heiße Dusche - über die Konsequenzen bin ich mir noch nicht wirklich im Klaren...

 

02Juli
2019

Vorbereitung in Inari / Finnland

Nach insgesamt 3.260 gefahrenen km und Zwischenstopps bei den Eltern in Würzburg und Olli und Kristin in Hamburg bin ich am 01.07. um 22:00 UIhr Ortszeit erschöpft in Inari angekommen. Nach einer Nacht im "Hotelli Inari" bin ich heute Vormittag auf den Campingplatz umgezogen um mein Gepäck zu sortieren und im Hänger unterzubringen. Die Erkenntnis dass ich T-Shirts vergessen habe hat mich veranlasst nach Ivalo zu fahren um welche zu besorgen. Mal sehen was noch so fehlt... oh Hoffmann...!

Nach dem ersten finnischen Nieselregen scheint alles soweit dicht zu sein. Das gibt mir Hoffnung! Dass Mücken bei Regen trotzdem fliegen finde ich allerdings überflüssig.

Der morgige Tag wird weitere Erkenntnisse bezüglich Fahrkomfort und Kondition bringen. Die Wetterprognose mit 10 Grad und leichtem Regen wird mich sicher einige Überwindung kosten, aber das war bei diesem Reiseziel absehbar... wird schon, hab´s ja so gewollt...