06Juli
2019

Nachtschicht - Fahrt in den Oksfjord

Die Fahrt Richtung Oksfjord ist weiterhin von schlechtem Wetter geprägt. Trotz der dichten Wolkendecke wird es nicht dunkel, was das Fahren insgesamt erleichert. Ich passiere Orte die ich automatisch mit anderen Skandinavienreisen und Erlebnissen in Verbindung bringe. Leider ist niemand da dem ich diese Geschichten (zum wiederholten Male) erzählen kann. So muss ich mich meine Gedanken für mich zu behalten und versuche den leichten Wehmut gegen Dankbarkeit zu tauschen. 

Eigentlich wollte ich auf den Stecken in Norwegen vermehrt Radio hören, doch als der Sendersuchlauf zum wiederholten Male in die Endlosschleife geht erinnere ich mich, dass UKW  2018 in Norwegen eingestellt wurde und nur doch DAB+ zu empfangen ist. Schöner Mist! Damit bleibt die Kiste aus - ich kann meine CDs gerade nicht mehr hören. 

Nach dieser Nachtschicht komme ich um ca. 2:30 Uhr ein paar Kilometer vor Oksfjord an, wo ich mich auf einen kleinen Parkplatz am Straßenrand stelle. Da ich eh nicht gleich schlafen kann stelle ich mein Tablett aufs Armaturenbrett, öffne eine Dose Bier und starte einen Schimanski Tatort den ich mir zu Hause bereits heruntergeladen habe. Nach 20 Minuten ist eine gewisse Entspannung eingetreten, die Dose ist leer und ich rolle mich etwas ungelenk ein. Ich versuche erstmals den Beifahrersitz als Liegefläche mit zu nutzen. Ist zwar etwas besser, aber die Handbremse drückt doch irgendwie in die Hüfte. Ich denke kurz zurück, ob es vor 30 Jahren besser ging, stelle aber fest, dass es genauso beschissen war im Auto zu schlafen. Hab Dich nicht so - hast es so gewollt!

Nach einigen nächtlichen Stellungswechseln wache ich um 7:50 Uhr auf und räume meinen beengten Wohnraum auf. Dann fahre ich die restlichen 5 km um mit Freude festzustellen, dass ich in nur 10 Minuten auf die Fähre kann.

Die Fähre ist mit wenigen Fahrzeugen belegt. Die meisten Passagiere sind Arbeiter aus Polen die in einer der  Fischfabriken arbeiten. Die Herkunft zu lokalisieren war nicht schwer, da das Wort "Kurva" nur im polnischen so häufig Verwendung findet.

Nach 1:45 h Fährfahrt lande ich in Hasvik an und fahre die letzten 36 km nach Sorvaer um mich in einem Gjesthus einzumieten. Die Freude über ein Zimmer mit Meerblick ist groß, das Schreien der Möwen herrlich und die Aussicht in einem Bett zu schlafen unbeschreiblich. Wie schnell sich doch Sachen relativieren können! 

Die nächsten 3 Tage habe ich vor hier zu bleiben und die Insel mit dem Fahrrad erkunden. Die Wetterprognose lässt mich auf trockene Touren hoffen...